Fieber von caladriuss (SetoxJoey) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Am nächsten Tag war ich erst abends bei Kaibas Villa, weil ich vorher noch in der Bibliothek Material für unseren Geschichtsvortrag besorgte. Wenn ich schon auf Kaiba aufpasste, der sich ja sowieso nicht rührte, dann konnte ich wenigstens etwas für die Schule tun. Als ich dieses Mal an der Tür klingelte, ließ mich Roland gleich in Kaibas Zimmer gehen. Wie am Vortag setzte ich mich auf den Stuhl und säuberte ab und zu Kaibas Gesicht vom Schweiß. Doch eine Sache war heute anders. Kaiba zuckte jedes Mal unmerklich zusammen, wenn ich ihn mit dem Lappen berührte. Er schien zu frieren. Aber als später der Arzt hereinkam, maß er eine Temperatur von 41.6°C. Das konnte doch nicht sein! Der Arzt hatte die Ergebnisse der Blutprobe noch nicht und konnte sich nicht erklären, wieso das Fieber weiter anstieg. Dieser inkompetente Idiot! Wieso fand er nichts? Ich war in medizinischer Hinsicht nicht unbedingt gebildet, aber selbst ich wusste, dass ab 42°C Körpertemperatur bleibende Schäden entstanden. Und Kaiba war kurz davor, diese Grenze zu überschreiten. Außerdem würde er austrocknen, wenn nicht bald etwas geschah. Er war kurz davor zu sterben, verdammt! Und wie konnte ihm nur kalt sein, wenn er so hohes Fieber hatte? Es machte mich wahnsinnig, nicht zu wissen, was ich tun sollte. Aber dann nahm ich wie am Tag zuvor eine Bewegung neben mir wahr. Als ich zu Kaiba sah, blickte ich in seine glasigen Augen. Ich bezweifelte, dass er mich überhaupt wahrnahm, aber er war wach. Das erste, woran ich dachte, war, dass er trinken musste. Ich setzte mich schnell aufs Bett und zog Kaiba so an mich, dass er mit seinem Rücken an meinem Oberkörper lehnte. Vorsichtig umfasste ich seine Taille, um ihn zu stützen. „Was tust... du...?“, seine Stimme war so leise, dass ich ihn kaum verstand. Ich griff nach einer Tasse mit kaltem Tee auf dem Nachttisch und hielt sie ihm an die Lippen. „Du musst trinken“, sagte ich sanft. Er schüttelte schwach den Kopf und versuchte, meine Hand wegzudrücken. Aber er war viel zu geschwächt. Hätte ich ihn nicht festgehalten, hätte er sich nicht mal aufrecht halten können. Außerdem fielen ihm immer wieder die Augen zu. Er schien sich nur mit Mühe wach halten zu können. Trotzdem hielt ich ihm weiterhin geduldig die Tasse an die Lippen und redete beruhigend auf ihn ein „Du musst trinken, wenn du wieder zu Kräften kommen willst. Nur ein paar Schlucke“ Er schien zu verstehen, wie wichtig das war. Zögerlich griff er mit einer Hand nach der Tasse. Ich hielt sie sicherheitshalber trotzdem fest, damit sie ihm nicht doch noch runterfiel. Mir war vorher nie aufgefallen, wie zart seine Hände waren. Er hatte ganz weiche Haut und lange schlanke Finger, die nur zaghaft nach dem Becher griffen. Vorsichtig nippte er ein paar Mal am Tee. Ich ließ ihm alle Zeit der Welt und hielt ihn geduldig fest. Insgesamt schaffte er die halbe Tasse, bevor er sie kraftlos wegdrückte. „Gut so“, flüsterte ich, „Ruh dich jetzt aus“ Es war überflüssig gewesen, das zu sagen. Kaiba war sowieso schon wieder eingeschlafen. Sein Kopf war auf meine Schulter gesackt und sein weiches Haar kitzelte mich an der Nase. „Er schläft wieder“, meinte Roland leise. Er hatte jede meiner Bewegungen mit Adleraugen beobachtet. Aber mir war das egal. Ich hatte ganz vergessen, dass er und der Arzt noch da waren. „Das haben Sie sehr gut gemacht“, meinte der alte Mann plötzlich, „Ich denke, wir können den Patienten ruhig in Ihrer Obhut lassen. Sehen Sie Roland? Sie haben sich umsonst Sorgen gemacht. Der Junge passt sehr gut auf ihn auf.“ „Schon gut!“, knurrte Roland, „Aber es ist schon spät.“ Roland war wohl der Meinung, dass ich langsam gehen sollte. Vielleicht war das der richtige Moment, um eine Frage zu stellen. „Kann ich heute Nacht nicht auf ihn aufpassen?“, ich wollte unbedingt dabei sein, falls Kaiba noch mal aufwachte. Roland wollte scheinbar widersprechen, doch der Arzt kam ihm zuvor „Das ist keine schlechte Idee. Sie scheinen ein Händchen dafür zu haben. Was meinen Sie, Roland?“ „Na schön. Aber ruf mich, wenn er nochmal aufwachen sollte“ Ich nickte brav. „Und kontrollieren Sie öfters mal seine Temperatur. Wenn sie noch weiter steigt, sollten wir ihn ins Krankenhaus bringen. Auch wenn Kaiba nicht damit einverstanden wäre. Er hasst Krankenhäuser“ Ich wartete, bis die beiden verschwunden waren, bevor ich die Tasse wieder auf den Nachttisch stellte. Kaiba lehnte immer noch an mir, so dass ich deutlich spüren konnte, wie er zu zittern begann. Ihm war immer noch kalt. Vorsichtig ließ ich ihn wieder in die Laken gleiten und begab mich auf die Suche nach ein paar Decken. In einem großen Eichenschrank wurde ich tatsächlich fündig. Ich holte eine große Bettdecke und noch mehrere Wolldecken heraus und brachte sie ans Bett. „Die sollten dir aber reichen. Mehr Decken habe ich nicht gefunden“, na super! Jetzt fing ich schon an, mit Kaiba zu reden, als könnte er mich tatsächlich hören. Ich verlor wohl langsam den Verstand. Seufzend legte ich eine Decke nach der anderen über Kaiba. Es waren bestimmt fünf Lagen. Vielleicht war es zu schwer oder zu warm darunter. Was, wenn ihn die Decken erstickten? Am besten ich legte mich probehalber einfach mal dazu. Ganz leise und vorsichtig kletterte ich in das Bett und legte mich hin. Die Matratze und die Kissen waren so weich, als würde man auf Wolken gebettet sein, aber die Decken waren schwer und verdammt warm. Es wäre wohl besser, wenn ich ein zwei Lagen entfernte. Aber plötzlich spürte ich etwas an meiner Seite. Kaiba kuschelte sich mit einem Mal an mich. Er zitterte immer noch, trotz der vielen Decken. „Was soll ich nur machen, um dir zu helfen, hm?“, fragte ich deprimiert, „Kannst du mir denn nicht mal einen Tipp geben?“ Natürlich antwortete er nicht. Er schmiegte sich nur eng an mich. Das war die Lösung. Kaiba brauchte eine Wärmequelle, und ich war warm. Also rutschte ich näher an ihn heran und schloss ihn in meine Arme. Ich zog ihn so nah wie möglich zu mir und sofort kuschelte er sich noch enger an mich, so dass er halb auf mir drauf lag. Mir jagte ein wohliger Schauer über den Rücken, als sein heißer Atem meine Wange streifte. Abgesehen davon, dass es hier unten wegen den Decken verdammt warm war und Kaibas Körper noch mehr Hitze verströmte, war es echt schön. Zwar von der Temperatur her wie in einer Sauna, aber wann bekam man sonst die Gelegenheit ungestraft mit Kaiba zu kuscheln? „Du bist echt süß, wenn du schläfst, weißt du das?“, nachdenklich streichelte ich über seinen Rücken. Da das Oberteil immer noch geöffnet war, konnte ich problemlos darunter gleiten und seine weiche erhitzte Haut unter meinen Fingern fühlen. Es war wirklich überraschend schön, mit ihm in einem Bett zu liegen. Ich hätte mich echt daran gewöhnen können. Die Position, in der wir gerade lagen, wäre bestimmt unglaublich erregend gewesen, wenn Kaiba bei Bewusstsein gewesen wäre. Sein Körper schmiegte sich so perfekt an meinen, als wären wir füreinander gemacht. Ich konnte jede noch so kleine Bewegung, jeden Atemzug spüren. Also langsam begann Kaiba mir wirklich ans Herz zu wachsen. Inzwischen hatte er sogar aufgehört, zu zittern, so dass er jetzt seelenruhig schlief. Ihm schien endlich warm zu sein. Zufrieden kuschelte ich mich noch ein wenig enger an ihn, bevor auch ich einschlief. Die Nacht war nicht sehr erholsam gewesen. Immer wieder wurde ich von Kaiba geweckt, der sich hin- und herwälzte und von Hustenanfällen geschüttelt wurde. Ich fühlte mich hilflos, weil ich ihm nicht helfen konnte. Alles, was ich machen konnte, war, ihm auf den Rücken zu klopfen und ihm beruhigende Worte zu zuflüstern. Am nächsten Morgen wurde ich von der Sonne geweckt. Sie schien mir direkt in die Augen und für einen Moment war ich völlig orientierungslos. Wo war ich eigentlich? Das fühlte sich so gar nicht nach meinem Bett an. Aber da spürte ich den warmen Körper auf mir und mir fiel wieder alles ein. Ich streckte mich erst einmal „Morgen, du Schlafmütze.“, ich konnte mir ein seeliges Grinsen nicht verkneifen, als ich in sein entspanntes Gesicht sah. Er war ja wirklich süß, wenn er schlief. „Jetzt, wo wir schon in einem Bett geschlafen haben, könnten wir uns ja eigentlich auch beim Vornamen nennen. Also nenn mich doch einfach Joey... Seto.“, ich fuhr dem Schlafenden mit dem Finger über die Lippen. Weich, einfach nur weich, „Wenn du etwas dagegen hast, dann musst du es jetzt nur sagen, mein Süßer. Was? Keine Widerworte? Dachte ich mir schon.“, ich schloss genüsslich die Augen und strich nachdenklich über seinen Rücken weiter nach unten. „Wow, ich muss mich bei dir entschuldigen. Dein Arsch ist nicht knochig. Er ist fantastisch“, sein Hintern fühlte sich wirklich toll an. Er war schön rund und knackig und hatte einfach die perfekte Form. Mir fiel wieder ein, dass es wichtig wäre, mal seine Temperatur zu messen. Aber dazu müsste ich aufstehen und es war doch gerade so schön gemütlich. Nein, Fieber messen konnte ich auch später. Er sah sowieso schon besser aus als gestern und ich hatte es einfach im Gefühl, dass seine Temperatur gesunken war. Stattdessen kuschelte ich noch ein wenig mit ihm. Ich drehte mich etwas zu ihm und schaute ihm ins Gesicht. Von so nah hatte ich es noch nie gesehen. Mir war vorher auch nie wirklich aufgefallen, was für edle feine Züge er hatte. Seine weichen sündigen Lippen und die fein geschwungenen Augenbrauen ließen sein Gesicht noch weicher wirken. Einige Strähnen hingen ihm wirr ins Gesicht. Vorsichtig strich ich sie zurück. Er hatte wirklich unglaublich weiches und geschmeidiges Haar, das wie flüssige Seide durch meine Finger rann. Ich bekam gar nicht genug davon, immer wieder einzelne Strähnen durch meine Finger gleiten zu lassen. Er musste mir unbedingt verraten, welches Schampoo er benutzte. Plötzlich hörte ich Schritte auf dem Gang. Das mussten Roland und der Arzt sein. Sie durften auf keinen Fall sehen, wie ich mit Seto in einem Bett lag. So schnell ich konnte kletterte ich unter der Decke hervor und rannte ins Bad, um mich frisch zu machen, damit ich nicht so zerknautscht aussah. Da ging auch schon die Tür auf. Gerade noch rechtzeitig eilte ich wieder ins Zimmer. „Guten Morgen“, rief der Arzt fröhlich. „Morgen“, erwiderte ich müde. Roland nickte mir nur flüchtig zu. „Wie geht es ihm? Gab es irgendwelche besonderen Vorkommnisse?“ „Er hat sehr unruhig aber dafür tief und fest geschlafen.“ „Haben Sie schon Fieber gemessen?“, fragte der Arzt. „Nein“ „Dann mache ich das schnell“, der Arzt maß schnell die Temperatur, „40.8°C. Es ist gesunken“ Ja! Ich wusste es. Es ging ihm wirklich besser. „Es wird Zeit für dich“, sagte Roland streng, „Die Schule fängt bald an und du willst doch nicht zu spät kommen“ Ach, dass er einem immer die Stimmung verderben musste! „Schon gut! Aber ich komme nachher wieder“ „Natürlich wirst du das.“, er hielt mir eine Tüte vor die Nase, „Nimm das mit“ „Was ist das?“, fragte ich neugierig. „Dein Frühstück für die Schule“ „D-danke“, jetzt war ich ehrlich überrascht. Roland sorgte für mich. Das war ja mal ganz was Neues. „Jetzt beeil dich“ Ich nickte. Dann verschwand ich schnell nach draußen und machte mich auf den Weg zur Schule. Langsam schien Roland mich wirklich zu dulden. Wenn ich Seto auch noch dazu brachte, wäre mein Leben perfekt. Der Unterricht verging nur quälend langsam und ich konnte es nicht erwarten, Yugi und Tristan zu erzählen, dass es Seto besser ging. Aber als ich es den beiden dann endlich sagte, waren sie nicht ganz so euphorisch, wie ich es erwartet hatte. „40.8°C ist immer noch sehr hoch“, meinte Yugi ernst, „Das ist kein Grund für Luftsprünge“ „Versteht ihr denn nicht, was für ein Fortschritt das ist?“, rief ich aufgebracht, „Er war kurz davor, zu verbrennen und jetzt ist er auf dem Weg der Besserung.“ Tristan schnaubte „Na dann kannst du dich ja jetzt wieder deinem eigenen Leben widmen“ „Was soll das denn heißen?“ „Seit der Sache am See hast du dich nur um Kaiba gekümmert. Klar, du hast Schuldgefühle, aber jetzt, wo du weißt, dass er wieder gesund wird, kannst du es ja langsam mal gut sein lassen“ „Ihr versteht es wirklich nicht, oder?“, fauchte ich, „Er hätte wegen mir sterben können. Für ihn da zu sein ist das Mindeste, was ich tun kann. Und ich will es nicht wegen irgendwelcher Schuldgefühle. Ich will es wegen ihm. Ich will für ihn sorgen“ „Da scheint sich jemand verliebt zu haben“,neckte Yugi. „Darum geht es hier nicht!“, ich schnaubte genervt, „Ihr versteht es einfach nicht!“ Ach es war doch zum verrückt werden! Sie wussten einfach nicht, wie wichtig das für mich war. Okay, ich verstand es auch nicht unbedingt. Aber darum ging es hier nicht, sondern darum, dass meine Freunde mich gar nicht verstehen wollten. Den Rest des Tages ignorierte ich die beiden einfach. Meine Gedanken kreisten sowieso nur um Seto. Ich fragte mich, ob er es ihm besser ging, oder ob sein Zustand sich wieder verschlechtert hatte. Ich war froh, als die Schule endlich zu Ende war. So schnell ich konnte, machte ich mich auf den Weg zur Villa. Am Eingang berichtete mir Roland, dass der Arzt endlich die Befunde von der Blutuntersuchung hatte. Es handelte sich wohl um eine Bakterieninfektion, die Setos Körper aufgrund seines geschwächten Immunsystems infiltrieren konnte. Also war es wirklich meine Schuld. Nur weil er ins Wasser gefallen war, war sein Immunsystem so geschwächt worden. Ich ging den mir inzwischen so vertrauten Weg durch die langen Korridore zu seinem Zimmer und setzte mich an sein Bett. Inzwischen erweckte er wirklich den Eindruck, nur zu schlafen. Seine Gesichtsfarbe war halbwegs normal und seine Züge wirkten nicht mehr so verspannt. „Hallo, mein Hübscher. Du siehst ja schon viel besser aus“, ich fühlte seine Stirn und seufzte enttäuscht, als ich merkte, dass sie immer noch heiß war. Aber als ich die Temperatur maß, lag sie nur noch bei 40,2°C. Theoretisch müsste es ihm besser gehen „Hast du eigentlich auch mal vor, wieder aufzuwachen oder willst du jetzt Winterschlaf halten?“ „Was... redest du da?“ Diese heisere leise Stimme... woher kam sie? Ich sah zu Seto – und fiel vor Schreck vom Stuhl. Ich konnte in seine blauen Augen sehen, auch wenn sie noch immer getrübt waren und Seto die Müdigkeit immer noch anzusehen war. „D-du bist wach?“, fragte ich fassungslos, während ich mich wieder aufrappelte. „Was tust du hier?“, er richtete sich mühsam ein wenig auf und musterte mich, „Wieso bist du nicht nach Hause gegangen wie ich es dir gesagt habe?“ Oh Mann, Seto klang wirklich noch sehr rau und heiser. Er sollte unbedingt seine Stimme schonen. Aber was redete er da? „Was glaubst du, wie lange du geschlafen hast?“, fragte ich vorsichtig. Er fuhr sich durchs verwuschelte Haar und versuchte, einige Strähnen, die ihm ständig vor die Augen fielen, wegzustreichen, was ihm einfach nicht gelingen wollte. „Keine Ahnung“, murmelte er erschöpft, während er kaum die Augen offen halten konnte „Ein paar Stunden vielleicht?“ Okay... er hatte absolut kein Zeitgefühl mehr „Ähm, heute ist Donnerstag“, meinte ich. „Und?“ „Als du umgefallen bist, war es Montag“ Ich konnte sehen, wie es in ihm arbeite, wie er versuchte, den Zusammenhang zu erkennen. Aber sein Verstand schien nur langsam die Schlüsse daraus zu ziehen „Du meinst... ich habe drei Tage geschlafen?“, fragte er langsam. Ich nickte. „Verdammt!“, murmelte Seto, während er sich wieder tiefer in die Laken sinken ließ. „Du warst zwischendurch nur einmal ganz kurz wach. Erinnerst du dich daran?“ „Nein.“, er fuhr sich müde über die Augen, „Und warum bist du noch mal hier?“ „Um auf dich aufzupassen.“, meinte ich leichtfertig, „Ich sollte schnell Roland und dem Arzt Bescheid sagen, dass du wach bist“ „Nein... Die werden mir schon noch früh genug auf den Wecker fallen“, ich hatte Mühe, seine gewisperten Worte überhaupt zu verstehen. Aber um lauter zu reden fehle ihm wohl die Kraft. „Dann lass mich dir wenigstens schnell etwas zu trinken und zu essen holen“ Doch Seto schüttelte nur den Kopf „Ich will nichts“ „Aber du musst etwas zu dir nehmen, damit du wieder zu Kräften kommst!“, beharrte ich. Wie konnte er nur keinen Hunger haben, wo er doch seit drei Tagen nichts gegessen hatte? „Ich krieg sowieso nichts runter“ „Du musst es wenigstens versuchen. Dein Körper ist durch das hohe Fieber sehr geschwächt.“, ich befühlte noch einmal seine Stirn, „Und deine Temperatur ist immer noch zu hoch. Du wirst also deine Kraft noch brauchen.“ „Was machst du hier wirklich?“, fragte er plötzlich misstrauisch. „Hab ich doch schon gesagt“, ich sah ihn überrascht an, „Ich passe auf dich auf“ „Wieso? Um dein schlechtes Gewissen zu beruhigen?“ „N-ein, natürlich nicht.“, stammelte ich, „Ich mache mir doch nur Sorgen um dich“ „Ich brauche aber keinen, der sich Sorgen um mich macht!“, fauchte er – zumindest glaubte ich, dass es ein Fauchen sein sollte. Sein Stimme klang so rau, dass es alles mögliche hätte sein können. „Ich will dir doch nur helfen“, sagte ich verzweifelt. „Von wegen! Du willst nur dein Gewissen beruhigen!“, rief er so laut, dass seine Stimme versagte und er einen Hustenanfall bekam. Ich wollte Seto helfen und klopfte ihm auf den Rücken, doch er schlug meine Hand weg. Sein Schlag war nicht besonders kräftig – dafür war er viel zu geschwächt – aber er erschreckte mich so sehr, dass ich vom Bett zurück taumelte. „Lass mich in Ruhe!“, keuchte er gequält, bevor er wieder zu Husten begann. „Aber ich-“ „Du bist doch an allem Schuld! Verschwinde!“, zum Ende hin, versagte seine Stimme vollkommen, so dass ich das 'Verschwinde' mehr von seinen Lippen ablas, als dass ich es verstand. Und es machte mich unglaublich wütend. Ich hatte mich die letzten drei Tage für Seto aufgeopfert, hatte sogar nachts über ihn gewacht. Und jetzt warf er mir Beschuldigungen an den Kopf und schmiss mich einfach raus? „Schön!“, schrie ich zornig, „ Dann sieh doch zu, wie du allein mit dem Fieber klarkommst! Ich hoffe, du verreckst daran!“, ich sah ihm an, dass es ihn eindeutig geschockt und scheinbar auch verletzt hatte, aber das war mir im Moment vollkommen egal. Wütend rannte ich nach draußen und ließ die Tür geräuschvoll hinter mir ins Schloss fallen. Ich wollte eigentlich nach draußen rennen und nie wieder herkommen, aber eine Welle aus purer Enttäuschung schwappte über mich hinweg und schien mich erdrücken zu wollen. Dieses Gefühl lähmte mich dermaßen, dass ich keinen Schritt mehr gehen konnte. Also ließ ich mich an der Wand herunterrutschen und begann hemmungslos zu heulen. Wie konnte Joey so etwas sagen? Er wollte also das ich verreckte? Ich wusste ja, dass er mich nicht leiden konnte, aber dass er mir auch noch den Tod wünschte... Wow, das tat echt weh. Wieso hasste er mich so sehr? Schön! War mir doch egal, was der Idiot machte. Als ob Joey wirklich wegen mir hier gewesen wäre. Der hatte doch bloß ein schlechtes Gewissen, weil er überhaupt erst Schuld daran war, dass ich so hohes Fieber hatte. Apropos Fieber. Verdammt war mir heiß! Ich hatte das Gefühl, zu verbrennen und durch diese vielen schweren Decken wurde es nicht gerade besser. Ich brauchte unbedingt eine Abkühlung. Also kletterte ich aus dem Bett und ging erstmal unter die Dusche. Das kalte Wasser war angenehm auf der Haut und es befreite mich gleichzeitig auch noch vom Schweiß der letzten Tage. Langsam begann ich, mich wieder wohler in meiner Haut zu fühlen – auch wenn durch die Kälte mein Schädel zu dröhnen begann und ich schon wieder nicht mehr klar denken konnte. Ich verlor mein Zeitgefühl. Deshalb hatte ich auch keine Ahnung, wie lange ich diese Eiseskälte ertragen hatte. Aber ich schätzte mal, dass es über eine halbe Stunde gewesen sein musste, denn ich fühlte kaum noch etwas in meinen Zehen. Ich stellte das Wasser auf eine wärmere Temperatur ein. Im ersten Moment brannte es auf der Haut, aber ich hieß die Wärme trotzdem willkommen. Mir schien, als wäre die Kälte bis in meine Knochen gedrungen und ließ sich nicht mehr vertreiben. Das Wasser war zwar jetzt so heiß, dass ich in kürzester Zeit vor lauter Dampf kaum noch etwas sehen konnte, aber es schien nicht zu helfen. Lag dieser Temperaturumschwung am Fieber? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das normal war. Besser ich legte mich wieder ins Bett und schlief bis Frühling durch. Bis dahin sollte dieses verdammte Fieber ja wohl verschwunden sein, oder? Guter Plan. Ich kletterte aus der Dusche. Oh wow... dieses heiße Duschen war vielleicht nicht so eine gute Idee, wenn der Kreislauf sowieso schon nicht mehr ganz rund läuft. Mir war ganz schwindelig von diesem verdammten Dampf. Trotzdem kämpfte ich mich tapfer wenn auch ziemlich unbeholfen in ein paar frische Shorts. Viel weiter kam ich auch nicht, denn mit einem Mal wurde mir unglaublich schlecht. Ich erreichte gerade noch rechtzeitig das Klo, bevor ich mich übergeben musste. Seit Tagen hatte ich nichts gegessen. Alles, was kam, war bittere Galle und, um es auf den Punkt zu bringen, ich kotzte mir regelrecht die Seele aus dem Leib. Mir war so übel... Dieses verdammte Schwindelgefühl und dazu der ganze Wasserdampf ließen mich vollkommen die Orientierung verlieren. Außerdem legte sich dieser Dampf wie ein Tuch über meine Lungen und machte mir das Atmen schwer. Alles drehte sich... Ich schloss die Augen, in der Hoffnung, dass es endlich aufhörte, doch es wurde nur schlimmer. Als ich die Augen wieder öffnete, war alles verschwommen. Ich sah irgendetwas Blondes, bevor alles schwarz wurde. Ich hatte ewig im Flur gesessen und geheult wie ein Kleinkind. Mir war nie klar gewesen, wie viel mir Seto eigentlich bedeutete. Am liebsten wäre ich jeden Morgen neben ihm aufgewacht und hätte mich dann den ganzen Tag in seinen schönen Augen verloren. Ich wollte wissen, wie seine Lippen schmeckten, wie es sich anfühlte, mit ihm zu schlafen. Ich wollte einfach alles über ihn wissen. Erst jetzt wurde mir klar, dass ich mich total in ihn verliebt hatte. Aber dieses Misstrauen und diese Abneigung in seinen Augen zu sehen, hatten echt weh getan. Ich wollte doch nur, dass er wieder gesund wurde. Okay und dass er mich genauso mochte wie ich ihn. Er sollte mich nicht als seinen Feind sehen, sondern im besten Fall als seinen Geliebten. Vielleicht könnte er mich ja tatsächlich irgendwann lieben... Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Es war nicht seine Schuld gewesen. Wie hätte er denn sonst reagieren sollen? Ich wäre wohl auch misstrauisch geworden, wenn ich eines schönen Tages aufwache und mein Erzfeind, das ich kaum kenne, an meinem Bett steht und sich um mich sorgt. Klar, dass ihm das seltsam vorgekommen sein musste. Außerdem waren seine Vorwürfe ja nicht aus der Luft gegriffen. Am Anfang war ich schließlich wirklich nur gekommen, um mein Gewissen zu beruhigen. Erst mit der Zeit kam ich wegen ihm. Erst jetzt wurde mir bewusst, was ich ihm da eigentlich an den Kopf geworfen hatte. Ich hatte gesagt, dass er verrecken sollte. Das war weit unter der Gürtellinie gewesen. Das letzte, was ich wollte, war, dass ihm etwas Schlimmes passierte. Wie hatte ich nur so etwas Dummes sagen können? Jetzt würde er mich erst recht hassen. Das konnte ich nicht zulassen. Ich musste mit ihm reden und sagen, dass es mir Leid tat und dass es nicht so gemeint war. Schnell sprang ich auf. Ich sammelte all meinen Mut und ging wieder in Setos Zimmer. Wenn ich ihm selbstbewusst genug gegenüber trat, würde er mir vielleicht eher glauben, dass es mir Leid tat. Wahrscheinlich sah ich total verheult aus, aber das war mir total egal. Falls das mit der seriösen Entschuldigung nicht wirkte, kam es wenigstens überzeugend rüber, wenn ich mich ihm dann zu Füßen warf und wie ein kleines Mädchen zu weinen anfing und um Verzeihung bettelte. Ja, ich hatte das alles sehr gut durchdacht. Aber als ich ins Zimmer trat, war Seto gar nicht im Bett. Ich hatte die ganze Zeit vor der Tür gehockt. Also konnte er nicht verschwunden sein. Wahrscheinlich war er im Bad. Ich klopfte an die Badezimmertür und wartete, doch es kam keine Antwort. Als ich die Tür leicht öffnete, kam mir eine riesige Dampfwolke entgegen. Wie heiß hatte er denn das Wasser gedreht? „Seto?“, fragte ich vorsichtig. Keine Antwort. Das machte mir langsam Sorgen. Ich öffnete die Tür ganz und entdeckte Seto auf den kühlen Fliesen neben der Toilette knien. Er lehnte an der Wand und seine Augen waren krampfhaft geschlossen. Sogar von hier konnte ich sehen, wie stark er zitterte und sein Gesicht war kreidebleich. Oh verdammt, er sah gar nicht gut aus. Als er seine Augen wieder öffnete, war kaum noch etwas Blaues in ihnen zu sehen. Sie wirkten vollkommen verschleiert und ich bezweifelte, dass er mich überhaupt bemerkte, obwohl ich direkt vor ihm stand. Und dann verlor er das Bewusstsein und kippte zur Seite. Ich konnte ihn gerade noch rechtzeitig auffangen, bevor er zu Boden stürzte und sich noch verletzte. Besorgt fühlte ich seine Stirn, die schon wieder viel zu heiß schien. Außerdem zitterte er wie Espenlaub. Scheinbar hatte er sich auch noch übergeben. Ich spürte unter meinen Fingern, dass seine Haut noch ganz nass war und ich bemerkte erst jetzt, dass er nur Shorts trug. Was für einen schönen Körper er doch hatte. „Was machst du nur für Sachen, mein Süßer?“, ich seufzte, „Weißt du, unter anderen Umständen wäre es ja wirklich erotisch, deinen fast nackten nassen Körper in den Armen zu halten, aber momentan macht es mir nur Angst.“ Ich griff nach einem Handtuch in meiner Nähe und rubbelte erstmal seine erhitzte Haut und so gut es ging das nasse Haar trocken. Dann nahm ich ihn auf den Arm und verfrachtete ihn ins Bett. Ich drückte die schweren Decken so eng wie möglich an seinen Körper, um ihn zu wärmen. Inzwischen kannte ich Rolands Rhythmus gut genug,um zu wissen, dass er in den nächsten Minuten hier auftauchen würde. Es hätte also keinen Sinn, sich jetzt zu Seto zu legen. Und ich behielt Recht. Kaum zehn Minuten später standen er und der Arzt im Raum. Ich hatte ihnen nicht erzählt, dass Seto aufgewacht war, denn ich wollte ihnen nicht erklären müssen, wieso ich zugelassen hatte, dass Seto unbeaufsichtigt im Bad war, obwohl er so geschwächt war und dann zusammenbrach. Der Arzt maß eine Temperatur von 40.9°C, aber er hatte eine gute Nachricht. Er meinte, er habe herausgefunden, um was für eine Art Bakterieninfektion es sich handelte. „Was werden sie denn jetzt für Maßnahmen ergreifen?“, fragte ich neugierig. Als Antwort holte der Arzt zwei Spritzen heraus „Zum einen werde ich ihm Kochsalz spritzen, um Flüssigkeitsmangel und Elektrolysehaushalt auszugleichen. Die zweite Spritze enthält ein spezielles Antibiotikum, das sein Immunsystem im Kampf gegen die Bakterien unterstützen wird“, erklärte er, „Ich gebe ihm jetzt eine Dosis von 2 ml. Ab Morgen muss ich für drei Tage auf eine Tagung. Aber der Patient braucht jeden Morgen und jeden Abend so eine Dosis für die nächsten vier Tage. Das wird also einer von euch übernehmen müssen.“ „Ich mach das schon“, meinte ich schnell. „Gut. Kommen Sie her, damit Sie sehen, was Sie tun müssen“ Ich rückte näher heran und sah zu, wie der Arzt die Innenseite von Setos Ellbogen abtastete und nach einer Vene suchte. Dann stieß er die Spritze herein. Er hielt mir die zweite Spritze vor die Nase „Jetzt sind Sie dran. Tun Sie es genauso, wie ich es Ihnen gezeigt habe.“ „Aber was, wenn ich es falsch mache?“, fragte ich besorgt. „In dieser Spritze ist nur Kochsalz. Das ist nicht schädlich“ Also versuchte ich es. Die Vene zu finden war nicht so schwer, aber ich hatte zu viel Angst, um die Nadel reinzustoßen. „Nicht so zimperlich! Stoßen Sie sie einfach rein!“ Das sagte er so leicht! Aber dieser Junge bedeutete mir nun mal viel und ich wollte ihm nicht wehtun. Es kostete mich eine Menge Überwindung, doch dann stieß ich die Nadel in seinen Arm. „Sehr gut“, lobte der Arzt, „Genauso müssen Sie es auch die nächsten Tage tun“ Allein der Gedanke bereitete mir Unbehagen. Es fühlte sich nicht gerade toll an, jemandem eine Spritze in den Arm zu jagen. Also Arzt würde ich bestimmt nie werden. Erst als die beiden wieder gegangen waren, konnte ich erleichtert aufatmen. Zum Glück war ihnen nicht aufgefallen, dass Setos Haare immer noch feucht waren. Ich zog mir Hemd, Schuhe und Socken aus und kletterte unter die Decken. Dann zog ich Seto in meine Arme. Wie beim ersten Mal kuschelte er sich sofort enger an mich. Er war fast nackt, was mir einen wohligen Schauer über den Rücken jagte. Ich konnte die bloße Haut auf meiner fühlen und sie war wirklich so wunderbar samtig weich. Sein Oberkörper war von formvollendeter Schönheit. Ich spürte seinen ruhigen Herzschlag und seine geradezu sanfte Atmung. Langsam ließ sogar das Zittern nach. Ich legte meinen Arm um seine Taille und gab ihm einen leichten Kuss auf die Stirn. „Schlaf gut, mein Süßer“ Dann ließ ich mich von Setos angenehmen Geruch umgarnen und schlief selber ein. ---------- So fertig. Und wieder schön viele Kommis hinterlassen. Nebenbei hab ich gerade eine andere FF hochgeladen (Schleichwerbung muss sein). Würde mich auch da über ein paar KOmmis freuen ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)